Ein Stück Stadt- und Kulturgeschichte

Dresdner Schauburg bekommt Frischzellenkur

Veröffentlicht am Dienstag, 22. August 2017

Bauleute entdecken bei Sanierungs- und Umbauarbeiten in der Schauburg eine Zeitkapsel mit historischen Dokumenten. Schauburg-Geschäftsführer Stefan Ostertag übergibt die restaurierten Unterlagen in Beisein der Dresdner Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch an das Stadtarchiv Dresden.

Bitte keinen Stick, forderte der Leiter des Stadtarchivs Thomas Kübler augenzwinkernd. Schauburg-Geschäftsführer Stefan Ostertag (r.) erklärte sich bereit, seinerseits einen Brief zu schreiben, um ihn in einer neuen Zeitkapsel zu hinterlegen. In der Mitte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch. Foto: Möller

Bitte keinen Stick, forderte der Leiter des Stadtarchivs Thomas Kübler augenzwinkernd. Schauburg-Geschäftsführer Stefan Ostertag (r.) erklärte sich bereit, seinerseits einen Brief zu schreiben, um ihn in einer neuen Zeitkapsel zu hinterlegen. In der Mitte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch.

Foto: Möller

Die Schauburg gehört zur Neustadt wie die Bunte Republik, nur eben länger. 90 Jahre nach seiner Einweihung ist das tradi­ti­ons­reiche Kino eine einzige Baustelle. Geschäfts­führer Stefan Ostertag verpasst dem Haus eine Frisch­zel­lenkur.

Bei dieser Gelegenheit wird das Foyer unter­kellert und genau dabei ist es passiert. Bauar­beiter entdeckten im Fundament des Gebäudes eine Zeitkapsel. Sie enthielt neben histo­ri­schen Münzen ein persön­liches Dokument, in dem der Erbauer und Direktor der »Schauburg-Licht­spiele« Arnulf Huyras detail­liert über seine Befind­lich­keiten und die den Bau des Filmtheaters beglei­tenden Rahmen­be­din­gungen berichtet. Der Investor ging seinerzeit ein hohes Risiko ein. Die Schauburg aber sollte etwas Beson­deres werden. Am 15. Oktober 1927 eröffnete Direktor Huyras das erste freiste­hende Theater in Dresden mit dem Versprechen »…die besten Filme aus aller Welt zu bringen und in der Neustadt eine Kultur­ge­meinde zu schaffen«.

Neben biogra­fi­schen Notizen kann man auf den drei mit Maschine geschrie­benen Seiten nachlesen, dass es – vorsichtig ausge­drückt – seit eh und je Leute mit zweifel­haften Geschäfts­ge­baren gab. Zudem beschei­nigte Huyras den damaligen Behörden, dass sie ».. sehr schwer­fällig und vor allem kleinlich sind. Es wurden unglaub­liche Bedin­gungen gestellt«, heißt es in dem Schreiben wörtlich.

Offenbar haben sich die Dinge wenigstens teilweise zum Besseren gekehrt. Zu Problemen mit der Stadt­ver­waltung im Rahmen des Hausumbaus befragt, wusste Schau­burg­be­treiber Stefan Ostertag nichts Nachtei­liges zu berichten, als er den Fund am 11. August 2017 zusammen mit dem Leiter des Stadt­ar­chivs Thomas Kübler der Öffent­lichkeit präsen­tierte. Kultur­bür­ger­meis­terin Annekatrin Klepsch sprach im Zusam­menhang mit dem Fund von einem Stück Stadt- und Kultur­ge­schichte, das in den Händen des Stadt­ar­chivs auf Dauer gesichert ist.

Steffen Möller

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