Ist das Kraszewski-Museum noch zu retten?

Veröffentlicht am Dienstag, 19. Juni 2012

Steht das Kraszewski-Museum vor dem Aus? Fünfzig Jahre lang konnten sich die Dresdner und ihre Gäste im einzigen binationalen Museum Deutschlands über Leben und Werk des Literaten informieren, sich in das originale Ambiente seiner früheren Arbeitsstätte einfühlen. Überraschend für beide Seiten hatte eine veränderte Gesetzeslage dafür gesorgt, dass Dauerleihgaben polnischer Kulturgüter über fünf Jahre hinaus künftig untersagt sind – das Warschauer Literaturmuseum musste Ende des vergangenen Jahres die meisten Museumsgegenstände zurückholen...

Spielball gegensätzlicher Interessen? Inzwischen scheint es neue Hoffnung für das Kraszewski-Museum zu geben. Foto: Archiv

Spielball gegensätzlicher Interessen? Inzwischen scheint es neue Hoffnung für das Kraszewski-Museum zu geben.

Foto: Archiv

Steht das Kraszewski-Museum vor dem endgül­tigen Aus? Fünfzig Jahre lang konnten sich die Dresdner und ihre Gäste im einzigen binatio­nalen Museum Deutsch­lands über Leben und Werk des Literaten infor­mieren, sich in das originale Ambiente seiner früheren Arbeits­stätte einfühlen. Dann hatte das Warschauer Litera­tur­museum am Ende des vergan­genen Jahres die meisten der Museums­ge­gen­stände zurück­holen müssen. Überra­schend für beide Seiten hatte eine verän­derte Geset­zeslage dafür gesorgt, dass Dauer­leih­gaben polni­scher Kultur­güter über fünf Jahre hinaus künftig untersagt sind (»Neustadt Zeitung« berichtete mehrmals).

Giesbert Porstmann, Direktor der städti­schen Museen, in deren Verbund das Kraszewski Museum geführt wird, sprach noch im Februar 2012 von der Arbeit an einer neuen Konzeption für das Haus, das für immer mit den Namen Kraszewski verbunden bleiben sollte. »Wie bereits mit den Polni­schen Kultur­tagen seit 2009 begonnen, werden wir es zu einer Begeg­nungs­stätte im deutsch-polni­schen Kultur­aus­tausch entwi­ckeln. Mit einer neuen Präsen­tation ›Polen aus freier Wahl‹ ist der Anfang gemacht. Es soll nicht bei dieser einen oder wechselnden Sonder­aus­stel­lungen auf Zeit bleiben. Dazu brauchen wir die Koope­ration mit polni­schen Museen und Kultur­ein­rich­tungen, aber auch vor Ort mit Deutsch-Polni­schen Verei­ni­gungen, mit den Staat­lichen Kunst­samm­lungen und anderen«, so Porstmann damals. Und die Bereit­schaft zur Zusam­men­arbeit wurde seit Januar 2012 durch mehrere Schreiben der polni­schen Botschaft und des dortigen Kultur­mi­nis­terium bekräftigt: Verbunden mit einer grund­sätz­licher Zusage im Hinblick auf die Unter­stützung der Dresdner Konzeption und der Bereit­schaft sich finan­ziell zu engagieren. Jüngst kam der Vorschlag, adres­siert an OB Helma Orosz, dass Ausstel­lungs­ob­jekte für eine neue Dauer­aus­stellung wieder nach Dresden zurück­kommen könnten. Polen werde auch sämtliche mit dem Vorhaben verbun­denen Kosten tragen. Bis in die oberste polnische Minis­te­ri­ums­ebene war durch­ge­drungen, dass aus dem Kulturamt von Bürger­meister Ralf Lunau zu hören war, dass er dem Dresdner Stadtrat vorschlagen wird, das Kraszewski Haus nach Ende der Sonder­aus­stellung ab Mitte Juli dauerhaft zu schließen. Als Grund wurde kolpor­tiert, dass die Umpro­fi­lierung des Museums zu einem Veran­stal­tungshaus für die Stadt mit einem Einmal­aufwand von 70.000 Euro – zu 50 Prozent vom Freistaat mit finan­ziert – und Dauer­be­triebs­kosten von mindestens 35.000 Euro verbunden sei. Nach Akten­ein­sicht der Grünen-Fraktion im Stadtrat ist seit Januar dieses Jahres keines der Schreiben aus Polen an die Oberbür­ger­meis­terin bisher beant­wortet.

Im letzten, datiert vom 4. Juni 2012, teilte das polnische Minis­terium für Kultur und Natio­nalerbe mit, bis 20. Juni ein »neues Konzept für eine Dauer­aus­stellung vorzu­stellen«. Erst nach begin­nendem Druck aus der Öffent­lichkeit sagte Kultur­bür­ger­meister Ralf Lunau auf Anfrage der Tages­presse am 12. Juni 2012, das dieses Angebot sehr ernst genommen wird.

Peter Bäumler

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