Palitzschs Bauernhof

Wo der berühmteste Sohn des Stadtteils wirklich wohnte

Veröffentlicht am Montag, 21. März 2016

Prohlis besitzt mit dem ehemaligen Bauernhof an der Gamigstraße 24 ein Kleinod. In dem Gebäude befindet sich das Palitzsch-Museum, benannt nach dem berühmtesten Sohn des Stadtteils, dem Bauernastronomen Johann Georg Palitzsch (1723–1788), der im 18. Jahrhundert europaweit bekannt wurde, weil er als erster Himmelsforscher den Halleyschen Kometen wiederentdeckte. Das Museum zeigt Ausstellungsstücke zu seiner Person, zur Stadtteilgeschichte allgemein und zur Astronomie.

Modell des Hofes Johann George Palitzschs nach einer Zeichnung von August Koenig aus dem Jahr 1806. Modellbau: Franz Brettschneider, 1988. Foto: RF

Modell des Hofes Johann George Palitzschs nach einer Zeichnung von August Koenig aus dem Jahr 1806. Modellbau: Franz Brettschneider, 1988.

Foto: RF

Prohlis besitzt mit dem ehema­ligen Bauernhof an der Gamig­straße 24 ein Kleinod. In dem Gebäude befindet sich das Palitzsch-Museum, benannt nach dem berühm­testen Sohn des Stadt­teils, dem Bauern­as­tro­nomen Johann Georg Palitzsch (1723–1788), der im 18. Jahrhundert europaweit bekannt wurde, weil er als erster Himmels­for­scher den Halley­schen Kometen wieder­ent­deckte. Das Museum zeigt Ausstel­lungs­stücke zu seiner Person, zur Stadt­teil­ge­schichte allgemein und zur Astro­nomie. In loser Folge wird die »Prohliser Zeitung« unter dem Motto »Dinge und ihre Geschichte(n)« Stücke aus der Sammlung vorstellen. Wir möchten Ihnen damit Lust auf das Museum machen.

In dieser ersten Folge geht es aber um die Klärung eines grund­sätz­lichen Missver­ständ­nisses. Der umgangs­sprachlich sogenannte »Palitzschhof« ist nämlich gar nicht der Ort, wo Palitzsch lebte, auch wenn viele es gemeinhin annehmen. Der tatsäch­liche Palitzschhof befand sich in etwa auf Höhe der heutigen Georg-Palitzsch-Straße 1, also gegenüber der Prohliser Kirche. Das Museum zeigt ein Modell des Gehöfts. Johann Georgs Großvater, der aus Coschütz stammende Hans Palitzsch, kaufte es 1686. Mit der Volljäh­rigkeit von 21 Jahren ging es in den Besitz seines Enkels über. Hier wurde der gelehrte Bauer geboren, hier starb er, widmete sich tagsüber der Landwirt­schaft, die immer sein Haupt­erwerb blieb, und baute das Gut zu einer Muster­wirt­schaft aus. Zumeist in der Nacht widmete er sich zusätzlich seinen wissen­schaft­lichen Studien, vor allem der Astro­nomie. Der Viersei­tenhof bestand aus Wohnhaus, Scheune, Speicher und Stall. Er beher­bergte auch Palitzschs Sammlungen: eine Bibliothek, eine Minera­li­en­sammlung, Barometer, Mikro­skope und Fernrohre. Außerdem ließ der vielseitig Inter­es­sierte einen botani­schen Garten anlegen. Palitzschs Besitz ging jedoch durch Erbteilung, Verkauf und Kriegs­wirren schon bald nach seinem Tod verloren. Auch das Gut blieb nicht mehr lange in seiner ursprüng­lichen Form bestehen. Der spätere Besitzer Friedrich Oskar Berthold ließ 1867 alle Gebäude bis auf den Scheune abreißen und ihn als Dreisei­tenhof mit Ausrichtung nach Osten neu errichten. Dieses Gut wurde 1978 im Zuge der Entstehung des Neubau­ge­bietes Prohlis abgerissen, wie die meisten Gebäude des ehema­ligen Dorfes Prohlis.

Der heutige »Palitzschhof« ist eigentlich der »Hof Hünichen«. Er ist nach der Besit­zer­fa­milie benannt, wie der Besucher einer Inschrift am Gebäude entnehmen kann. Auch dieses Haus ist histo­risch bedeutsam. Am 9. März 1839 trafen sich hier 18 Bürger, um den ersten Gemein­de­vor­stand zu wählen. Außerdem ist er das einzige Gut, das vom ehema­ligen Dorf inmitten des Neubau­ge­bietes erhalten geblieben ist. Es fehlt aller­dings die Scheune, die nach dem 2. Weltkrieg abgerissen wurde. Zu verdanken ist seine Erhaltung einer Initiative von Bürgern noch zu DDR-Zeiten, die mit unzäh­ligen Eingaben an Behörden darum kämpfte. Bereits am 6. Juni 1988 wurde hier die »Heimat­stube Prohlis«, ein kleines Museum zur Stadt­teil­ge­schichte, eröffnet. Im Jahr 2005 wurde ein Gebäu­deteil umfassend saniert. Dieses beher­bergt heute neben dem Museum eine Außen­stelle der Jugend­Kunst­schule Dresden.

In den nächsten Ausgaben werden weitere Ausstel­lungs­stücke des Museums vorge­stellt.

Ronny Feigenspan

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Kontakt & weitere Infos

Palitzsch-Museum Prohhlis
Gamigstraße 24
Telefon: 0351 7967249
www.museen-dresden.de

Öffnungszeiten

Mittwoch bis Sonntag 13–18 Uhr

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