Schule im Wandel der Zeiten

Das Dresdner Schulmuseum besteht seit zehn Jahren

Veröffentlicht am Dienstag, 19. April 2016

Das Schulmuseum in der Friedrichstadt wurde zehn Jahre jung – es ist eines der kleinsten und jüngsten Museen in der Stadt, zentral gelegen in einem Schulgebäude in der Friedrichstadt, und es ist für alle Besucher mit eigenen Erinnerungen behaftet. Etwa 40 Enthusiasten, die sich in einem Verein Schulmuseum e. V. zusammengeschlossen haben, bauen es auf, betreuen und verwalten es.

Das Reformschulzimmer. Foto: Schulmuseum/Roland Herrmann

Das Reformschulzimmer.

Foto: Schulmuseum/Roland Herrmann

Fried­rich­stadt. Das Schul­museum in der Fried­rich­stadt wurde zehn Jahre jung – es ist eines der kleinsten und jüngsten Museen in der Stadt, zentral gelegen in einem Schul­ge­bäude in der Fried­rich­stadt, und es ist für alle Besucher mit eigenen Erinne­rungen behaftet. Etwa 40 Enthu­si­asten, die sich in einem »Verein Schul­museum e. V.« zusam­men­ge­schlossen haben, bauen es auf, betreuen und verwalten es. Und es ist trotz älterer Exponate aus mehr als hundert Jahren Schul­ge­schichte überhaupt nicht angestaubt. Auf drei Etagen wird die Schul­ge­schichte des 20. Jahrhun­derts dokumen­tiert. Dazu gehört auch eine Bibliothek von etwa 9.000 Bänden histo­ri­scher Schul­bücher von 1700 (!) bis zur Gegenwart, Roll- und Wandbilder, Filme, Hefte, Lehrmittel…

Unter­stützung erhalten die Vereins­mit­glieder und etwa 20 Ehren­amt­liche von der Techni­schen Univer­sität Dresden, aber auch deren Lehramts­stu­denten profi­tieren von der Sammlung.
Der Zuspruch durch die Bürger Dresdens ist groß, mancher spendet alte Schul­bücher, Hefte oder anderes für die Sammlung. Zur Dresdner Museums­nacht herrscht im Gebäude ein Treiben wie zur großen Pause. Familien, Klassen­treffen »älterer Semester«, junge Leute – für alle gibt es anschau­liche Einblicke in das Schüler- und Schul­leben. Besonders beliebt ist das original einge­richtete Schul­zimmer aus der Kaiserzeit; manch älterer Herr versucht dort, in den schmalen Klapp­bänken Platz zu nehmen. Und die jungen Leute werden sehr nachdenklich, wenn sie an einer straffen »Schul­stunde« wie zur Kaiserzeit teilnehmen. Wer alte Schriften lernen möchte, kann das in den angebo­tenen Kursen tun, selbst­ver­ständlich mit Griffel und Schie­fer­tafel.

Die heutige Großelterngenera­tion wird sich im DDR-Schul­zimmer an die eigene Schulzeit erinnern, an Ranzen, Pionier­nach­mittage und Lehrfilme. Für technisch Inter­es­sierte gibt es eine Führung im Medien­zimmer. Polylux, Schmal­film­ap­parat, Diabe­trachter – etliches davon funktio­niert noch.

Auch der Reform­schule ist ein Zimmer gewidmet, inter­essant für alle, die sich für Alter­na­tiven zum tradi­tio­nellen Unter­richt inter­es­sieren. Eines der zuletzt einge­rich­teten Zimmer ist der Raum mit der Dokumen­tation zu Erziehung und Bildung in der Nazizeit. Sorgfältige Recherche ist dem Aufbau dieses Teils der Ausstellung voran­ge­gangen.

Zum natur­wis­sen­schaft­lichen Unter­richt gibt es ein Zimmer, in einem anderen Raum werden Sonder­aus­stel­lungen gezeigt. Auf den Fluren hängen histo­rische Fotos vom Schul­be­trieb, im Flur des Erdge­schosses zeigt eine kleine Auswahl an Zucker­tüten, dass Schule manchmal Spaß macht. Und die »Entschul­di­gungs­zettel« mancher Eltern lassen schmunzeln: »Ich möchte Marina entschul­digen, da sie gestern beim Arzt nochmal mußte.« Und was wird wohl aus dem Schüler geworden sein, der in seiner »Stellung­nahme« schrieb »Hiermit möchte ich mich für das Fernbleiben vom Englisch­un­ter­richt entschul­digen. Der Grund war Faulheit am Unter­richt«.

Brigitte Hoppe

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