Sonderausstellung »Architekt des Wissens«

Technische Sammlungen widmet Emanuel Goldberg Ausstellung

Veröffentlicht am Donnerstag, 4. Mai 2017

»Zum Chemiker ausgebildet, zum Physiker berufen, zum Mechaniker geboren« – so beschreibt sich Emanuel Goldberg. Ihm ist eine Sonderausstellung in den Technischen Sammlungen gewidmet, mit der ein bisher ungeschriebenes Kapitel der Dresdner Kamerageschichte aufgeschlagen wird.

Goldbergs Enkel Eran Gichon und Museumsleiter Roland Schwarz (r.) am Modell der »Wissensmaschine«. Foto: Bäumler

Goldbergs Enkel Eran Gichon und Museumsleiter Roland Schwarz (r.) am Modell der »Wissensmaschine«.

Foto: Bäumler

Allen­falls noch Labor­fo­to­grafen ist sein Name bekannt, verbunden mit der Bedingung für die optimale Wiedergabe von Graustufen bei der Entwicklung eines Positivs von einem Filmne­gativ. Emanuel Goldbergs Selbst­be­schreibung »zum Chemiker ausge­bildet, zum Physiker berufen, zum Mecha­niker geboren« verweist auf die Spann­weite seiner vielsei­tigen wissen­schaft­lichen und unter­neh­me­ri­schen Arbeit. Allein die Auswahl seiner wichtigsten Erfin­dungen und Kons­truktionen zählt 30 Patente.

Unter dem Titel »Architekt des Wissens« ist ihm eine aktuelle Sonder­aus­stellung in den Techni­schen Sammlungen, Junghans­straße 1–3, gewidmet. Der in Moskau aufge­wachsene Goldberg (1881 geboren) studierte an deutschen Univer­si­täten, promo­vierte und übernahm eine der ersten Hochschul­pro­fes­suren auf dem Gebiet der Fotografie und Repro­duk­ti­ons­technik in Leipzig an der Akademie für Grafik und Buch. In Dresden wurde Goldberg 1929 zum General­di­rektor des Zeiss Ikon Dresden an der Schandauer Straße. Doch schon im April 1933 zwang Nazipöbel mit »Juden­dik­tatur aus Zeiß Ikon raus« Goldberg aus seiner Position und in die Emigration nach Palästina. Später in Israel mit eigenem Labor gründete er »El-Op« und legte die Grund­lagen für den inter­na­tional tätigen Rüstungs­konzern »Elbit«. Auf seinen Dresdner Forschungs­ge­bieten Foto- und Kamera­technik arbeitete er nie wieder, denn das war die Bedingung, dass die Natio­nal­so­zia­listen ihn mit Familie und Besitz geordnet aus Deutschland hatten gehen lassen.

Mit der Sonder­aus­stellung in den Techni­schen Sammlungen wird ein bisher ungeschrie­benes Kapitel der Dresdner Forschungs- und Kamera­ge­schichte aufge­schlagen. Zu verdanken ist das der Schenkung der Goldberg-Erben. Sie übergaben den kompletten wissen­schaft­lichen Nachlasses ihres Ahnen: Fotosammlung, Dokumente, Instru­mente, Reste von Experi­men­tier­auf­bauten und eine Präzi­si­ons­drehbank, an der Goldberg bis zum Lebensende 1970 arbeitete. Gezeigt ist auch eine »Kinamo«, die erste kompakte, von einem Federwerk angetriebene Kamera, mit der dem Filmen neue Welten erschlossen wurden. Die frühe Suchma­schine Goldbergs für Texte und Bilder auf kodierten Mikro­film­streifen wurde als Funkti­ons­modell von Studie­renden und Künstlern aus Berlin nachgebaut.

Peter Bäumler

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