Wir knacken die 50.000!

Im Gespräch mit Ortsamtsleiter André Barth

Veröffentlicht am Freitag, 29. Januar 2016

Das Jahr 2015 mit all seinen Herausforderungen liegt hinter uns. Zeit für Rückblicke und Ausblicke. Die »Neustadt Zeitung« sprach mit Ortsamtsleiter André Barth.

Stadtteil mit Lebensqualität und intakter Infrastruktur: Ortsamtsleiter André Barth sieht die Neustadt weiter auf einem guten Weg. Foto: Möller

Stadtteil mit Lebensqualität und intakter Infrastruktur: Ortsamtsleiter André Barth sieht die Neustadt weiter auf einem guten Weg.

Foto: Möller

Die Dresdner Neustadt im Jahr 2015, was bleibt positiv im Gedächtnis?

Da gibt es eine ganze Menge. Dresden entwi­ckelt sich prächtig und natürlich gilt das auch für die Neustadt. Im September wurde die dringend benötigte neue Turnhalle für das Dreikö­nigs­gym­nasium übergeben. Das DVB-Hochhaus als Eingangstor zur Neustadt ist saniert. Die West­erweiterung des Alaun­parks ist Geschichte, der Russen­sport­platz ist gekauft. Die Bauar­beiten haben im letzten Jahr begonnen, wenn auch nicht in dem Umfang, wie wir es uns vorge­stellt hatten. Wir haben endlich das WC auf dem Alaun­platz. Ich habe lange darum gekämpft, jetzt ist es da. Im Frühjahr soll es in Betrieb gehen. Wir wollen sehen, ob wir es als legale Graffi­ti­fläche nutzen können. Dazu kommen Dinge, wie die Sanierung des Spiel­platzes an der Böhmi­schen Straße. Das Preußische Viertel ist Tempo-30-Zone geworden, damit reduziert sich die Lärmbe­lastung für die Anwohner hoffentlich deutlich.

Vor ziemlich genau einem Jahr war Richtfest für die Feuer­wache an der Magazin­straße, die Kita an der Haupt­straße ist wieder­eröffnet worden. Die Liste ist bei weitem nicht vollständig.
Außerdem haben wir mit vier Teilnehmern die erste AGH-Maßnahme (Arbeits­ge­le­gen­heiten nach § 5 Asylbe­wer­ber­leis­tungs­gesetz. Anm. d. Redaktion) im Bereich Asyl gestartet. Auch das Willkom­mensfest in der früheren Feuer­wache Katha­ri­nen­straße ist im Gedächtnis geblieben.

Und was ist liegengeblieben?

Nicht so viel. Aber es gibt eine Sache, die ich gern geklärt gesehen hätte. Es geht um den Bau des Verbin­dungs­weges von der Matthias-Oeder-Straße in den Jägerpark. Die Anwohner haben ein großes Interesse an einer Anbindung und sie ist uns auch schon mehrfach versprochen worden. Nun standen dem unter­schied­liche Auffas­sungen zwischen der Stadt und dem Eigen­tümer der anlie­genden Grund­stücke entgegen. Ich habe die betei­ligten Parteien an einen Tisch gebracht. Der Grund­stücks­ei­gen­tümer hat Baurechte, die er ausüben soll. Wohnungsbau ist okay. Im Gegenzug baut die Landes­haupt­stadt den Weg, und zwar so, dass er Busli­ni­en­tauglich ist. So entsteht eine Win-Win-Situation, von der alle profi­tieren. Der Ortsbeirat unter­stützt das Vorhaben seit Jahren. Wir erwarten von allen Betei­ligten jetzt Bewegung!

Welche Prioritäten setzen Sie für das laufende Jahr?

Ich möchte weiterhin Ansprech­partner für alle Akteure in der Neustadt sein. Das funktio­niert schon ganz gut, denke ich. Beson­deres Augenmerk gilt der Bunten Republik Neustadt. Ich will mich als Mittler zwischen Verwaltung und Organi­sa­toren einsetzen, auch und vor allem im Zusam­menhang mit der jetzt vorlie­genden Sicher­heits­analyse. Wir wollen zusammen einen Weg finden, damit die Bunte Republik mit den Sicher­heits­pro­blemen zurecht­kommt und sich weiter­ent­wi­ckeln kann.

Ganz oben auf der Agenda steht weiterhin das Thema Ordnung und Sauberkeit. Am Alaun­platz zeichnet sich ein Problem ab, das dringend gelöst werden muss. Wir haben die West­erweiterung, im Moment aber fehlen die Gelder für den Unterhalt und die Müllent­sorgung. Zusammen mit dem Amt für Stadtgrün und Abfall­wirt­schaft versuchen wir, eine Lösung zu finden. Wichtig ist, eine Fußgän­ger­querung an der Stauf­fen­berg­allee auf Höhe der ­Hartmut-Dost-Straße zu schaffen.

Unbedingt zu nennen ist die Umgestaltung der Martin-Luther-Straße. Baubeginn wird voraus­sichtlich Ende diesen, Anfang nächsten Jahres sein. Im Ortsbeirat werden wir uns mit der Neuge­staltung der Bautzner Straße im Bereich zwischen Glacis­straße und Hoyers­werdaer Straße einschließlich der Kleinen Bautzner Straße befassen.

Wichtig ist natürlich auch die Stauf­fen­berg­allee. Ich habe mich für die zweispurige Variante ausge­sprochen und denke, dass das der Ortsbeirat ähnlich sieht.

Ist absehbar, in welcher Weise sich die Haushaltsperre der Stadt Dresden auf die Neustadt auswirken wird?

Ich will positiv an die Sache rangehen: Die Haushaltsperre gilt nicht für alle gesetz­lichen oder vertrag­lichen Verpflich­tungen der Stadt Dresden und sie gilt nicht für Bauin­ves­ti­tionen. Vorhaben wie die Turnhalle für die 103. Grund­schule sind nicht gefährdet.

Die Unter­stützung von Graffi­ti­pro­jekten und Betei­li­gungs­pro­jekten oder auch von Vereinen können mit Einschrän­kungen verbunden sein. Das prüfe ich derzeit.

Die Projekte Stauffenbergallee und Königsbrücker Straße kommen seit Jahr und Tag nicht recht voran. Wie ist der Stand und kann man in absehbarer Zeit Bewegung in dieser Frage erwarten?

Ja, die Stauf­fen­berg­allee. Sie ist eben sehr wichtig. Wir haben verschiedene städtische Ziele wie den Luftrein­hal­teplan und den Verkehrs­ent­wick­lungsplan, der Schwer­last­verkehr soll aus dem Zentrum rausge­halten werden. Man sollte das Problem nun angehen, damit die B6 dann auch mal aus dem Zen­trum rausverlegt werden kann. Es kommt auf den Beschluss des Stadt­rates und die Sicher­stellung der Finan­zierung an.

Die Königs­brücker Straße ist nach wie vor in der Varian­ten­findung. Dazu hat sich eine Lenkungs­gruppe aus Verwaltung und Stadtrat gebildet, die vom Baubür­ger­meister geleitet wird. Ziel ist es, eine Vorzugs­lösung für den Stadtrat auf Grundlage der Varianten 8.1 und 8.2 heraus­zu­ar­beiten. Dabei handelt es sich um die vom Stadtrat bereits beschlos­senen Varianten, nach denen die Verwaltung arbeiten soll. Nach meiner persön­lichen Einschätzung wird vor 2019 nichts passieren können.

Es gibt die Idee, das Narrenhäusl neu zu errichten. Wie realistisch ist ein solches Vorhaben?

Es gibt ein großes Interesse, die Fläche zwischen Finanz­mi­nis­terium und Augus­tus­brücke hochwertig zu bebauen. Man muss das Areal in seiner Gesamtheit betrachten. Vorstel­lungen gibt es in Form des Rahmen­plans Innere Neustadt, der im Moment disku­tiert wird.

Beim Narren­häusl bedarf es der Betei­ligung der Öffent­lichkeit, wobei die Petition mit über 9.000 Unter­schriften natürlich ernst­ge­nommen werden muss. Es gilt, genau nachzu­denken und in Ruhe zu prüfen!

In den vergangenen Jahren konnte immer wieder festgestellt werden, dass die Neustadt wächst. Hält dieser Trend an?

Auf der rechten Elbseite sind die jüngsten Stadt­teile Dresdens zu finden. In der Äußeren Neustadt liegt das Durch­schnitts­alter bei 31,8 Jahren, in der Leipziger Vorstadt bei 33,2. Am 31. November 2014 lebten im Ortsamts­be­reich 48.763 Einwohner, ein Jahr später waren es 49.739. Das bedeutet fast 1.000 Einwohner Zuwachs. In diesem Jahr werden wir die 50.000 knacken.
Wie sieht es mit Wohnraum aus? Ist die Neustadt inzwi­schen nur noch für Gutbe­tuchte erschwinglich?

In letzter Zeit sind viele kleine Apart­ments entstanden, typische Studen­ten­woh­nungen. Dabei handelt es sich um Mietwo­hungen. Bei den größeren, famili­en­taug­lichen Wohnungen dagegen handelt es sich um Eigentum. Eine Ausnahme bildet das Hofquartier zwischen Bautzner und Böhmi­scher Straße. Dort entstehen ausschließlich Mietwoh­nungen. In der Äußeren Neustadt liegt der Wohnungs­leer­stand bei 6 Prozent, stadtweit bei 8 Prozent.

Daten zur Höhe der Mieten aus Bewoh­ner­be­fra­gungen liegen aktuell nicht vor. Laut dem Online­portal Immowelt lagen die Mieten im Dezember 2015 in der Äußeren Neustadt bei 8,59 Euro pro Quadrat­meter, für Gesamt-Dresden dagegen bei 7,95 Euro. Seit 2002 liegen die Mieten in der Neustadt immer über dem Dresdner Durch­schnitt. Daran zeigt sich die Attrak­ti­vität der Neustadt, aber auch, dass günstiger Wohnraum gebraucht wird.

Was spricht für die Neustadt als Lebensraum? Nennen Sie uns bitte drei unschlagbare Argumente.

Erstens ist sie ein leben­diges und schönes Wohnviertel, zweitens hat sie vielfältige kultu­relle und kulina­rische Angebote und drittens ist sie bunt, weltoffen und immer ein wenig alter­nativ.

Wir danken für das Gespräch!

Die Fragen stellte Steffen Möller.
(Teil 2 des Inter­views lesen Sie in unserer Febru­ar­ausgabe)

Steffen Möller

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