Wissenswertes rund um die Großenhainer Straße

Straßen im Dresdner Nordwesten

Veröffentlicht am Freitag, 24. März 2017

Ein Blick in die Historie von einer der wichtigsten Straßen in Dresden-Pieschen. Der Name der Großenhainer Straße verweist dabei auf die 1205 erstmals urkundlich erwähnte damalige Tuchmacherstadt, dem heutigen Großenhain.

Der Trachenberger Platz. Foto: Joachim Brückner

Der Trachenberger Platz.

Foto: Joachim Brückner

Die schon im Mittel­alter vorhandene, noch unbefes­tigte Straße war eine der wichtigen Handels- und Poststraßen Sachsens. Sie führte in die 1205 als Hayn erstmals urkundlich erwähnte Tuchma­cher­stadt, dem heutigen Großenhain.

»Im 16. Jahrhundert wurde sie als Haini­scher Weg, zum Ausgang des 18. Jahrhun­derts als Moritz­burger Straße und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhun­derts als Hainer oder Berliner Straße bezeichnet. Erst um 1850 bürgerte sich mehr und mehr der Name Großenhainer Straße ein. Ein genaues Benen­nungs­datum ist nicht bekannt.« (Dr. Karlheinz Kregelin: »Namenbuch der Straßen und Plätze im Norden der Stadt Dresden« /Manuskript)

Die heutige Großenhainer Straße führt durch Pieschener, ­Trachauer sowie Trachen­berger Flur und beginnt dort, wo die vom Neustädter Bahnhof kommende Hansa­straße in Richtung Radeburger Straße abbiegt. Bis zum ehema­ligen »Gasthof Wilder Mann« nimmt die Großenhainer Straße einen fast ebenen Verlauf, um dann in die Junge Heide aufzu­steigen. Sie endet an der Autobahn­an­schluss­stelle Dresden-Wilder Mann, wo sie in die Moritz­burger Landstraße übergeht.

Über den Zustand des Wilder-Mann-Berges zu Beginn des 18. Jahrhun­derts schreibt 1905 der Dresdner Stadt­his­to­riker Otto Trautmann (1860–1930) in einem Beitrag zur Geschichte der Trachen­berge: »Jeder Regen führte Mengen von Sand auf die Straße. Um einen leichten Wagen hinauf­zu­bringen, bedurfte es des Vorspannens mehrerer Pferde, schwe­reres Geschirr blieb oft stecken, bis ganze Heerzüge von Vorspann­tieren zur Stelle waren. Erst 1740 ging man kräftig an die Besserung. In dieser Zeit entstand auch die Allee zwischen Boxdorf und Moritzburg.«
Seit dem Sommer 1891 verkehrte auf der Großenhainer Straße zunächst die von der »Deutschen Straßen­bahn­ge­sell­schaft in Dresden« betriebene Pferdebahn (Albert­platz – Wilder Mann), welche am 25. August 1900 durch die elektrische Straßenbahn abgelöst wurde. Dazwi­schen (1894/95) liegen auch die als Probe­be­trieb betrach­teten Versuche mit Gasmo­tor­wagen, die vom Albert­platz zum Wilden Mann bzw. zum St. Pauli-Friedhof einge­setzt wurden. Übrigens musste von März bis Dezember des Nachkriegs­jahres 1919 infolge akuten Kohle­mangels vom Postplatz zum Wilden Mann der Pferde­bahn­be­trieb wieder einge­richtet werden.

Zum Ausgang des 19. Jahrhun­derts hatten sich an der Großenhainer Straße eine Reihe namhafter Firmen angesiedelt. Genannt seien hier die Nähma­schi­nen­fabrik Clemens Müller, die Farben­fabrik Pillnay, die Schoko­la­den­fabrik Jentzsch sowie die Likör­fabrik Woldemar & Schmidt. Hinzu kamen verschiedene Klein­be­triebe, Gaststätten, Händler, Handwerker, ein Postamt, ein Licht­spiel­theater und diverse Läden.

Fast alle größeren Unter­nehmen gingen nach 1945 in volks­ei­genen Betrieben auf und fielen ab 1990 im Zuge der sogenannten Wieder­ver­ei­nigung beider souve­räner deutscher Staaten der »Priva­ti­sierung und Reorga­ni­sation des volks­ei­genen Vermögens« zum Opfer.

Anmerkung: Von 1897 bis 1912 trug der durch Trachen­berge und Trachau führende Teil der Großenhainer Straße – oberhalb der Döbelner Straße – nach der Stadt Dahlen die Bezeichnung Dahlener Straße.

Klaus Brendler

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