Kunst auf Friedhöfen und in Kirchen des Stadtbezirkes Pieschen

Die Holzfigur eines Mannes im Gemeindesaal der Trachauer Apostelkirche

Veröffentlicht am Donnerstag, 4. Februar 2021

Der Bildhauer Arthur Lange wurde 1875 in Röhrsdorf bei Chemnitz geboren. Für den Gemeindesaal der Apostelkirche schuf er die »Holzfigur des mühseligen und beladenen Mannes«.

Arthur Lange war ein äußerst vielseitiger Künstler. Links die „Holzfigur des mühseligen und beladenen Mannes“. Fotos: Archiv Brendler

Arthur Lange war ein äußerst vielseitiger Künstler. Links die »Holzfigur des mühseligen und beladenen Mannes«.

Foto: Archiv Brendler

Die in der Buchdru­ckerei der Dr. Güntz’schen Stiftung Dresden herge­stellte Festschrift zur Weihe der Apostel­kirche (10. März 1929) nennt als Schöpfer der »Holzfigur des mühse­ligen und beladenen Mannes« den Bildhauer Arthur Lange.

In der heute zu Chemnitz gehörenden Gemeinde Röhrsdorf wurde Arthur Lange am 9. März 1875 der Gutsbe­sit­zer­tochter Anna Meinig als unehe­licher Sohn geboren. Zwanzig Jahre später adoptierte ihn der Tischler Paul Lange aus Cölln (heute Meißner Stadtteil). Nach dem Besuch der Bürger­schule und einer Lehrzeit an der Zeichen­schule der König­lichen Porzellan-Manufaktur in Meißen studierte Arthur Lange von 1903 bis 1906 mit Erfolg an der Kunst­ge­wer­be­schule in Dresden.

In der Folgezeit freischaffend tätig, schuf er unter anderem die Figur »Der Mensch« zur Inter­na­tio­nalen Hygiene-Ausstellung in Dresden 1911, die Figur des Atlas am Leipziger Haupt­bahnhof (1912) und, seiner Zeit gemäß, auch »… zahlreiche Ehren- bzw. Krieger­denkmale in verschie­denen Städten Deutsch­lands sowie religiöse in Holz geschnitzte Arbeiten für Kirchen.« Eine davon ist die am Tag der Weihe in der Turmhalle der Apostel­kirche aufge­stellte »Holzfigur des mühse­ligen und beladenen Mannes«.

Zur Holzfigur und ihrem Verbleib während der Zeit des Natio­nal­so­zia­lismus sind im Kirchen­archiv Nieder­schriften erhalten, die ein bemer­kens­wertes Bild des Wirkens der »Deutschen Christen« auch in der Trachauer Apostel­kirche zeichnen. In einem dieser Schrift­stücke heißt es, dass nach Abschluss der Bibel­stunde am 5. Oktober 1936 einigen Besuchern beim Betreten der Turmhalle eine Verän­derung auffiel. Die Holzfigur, zu deren Kauf die Dresdner Kreuz­kirche mit 1.500 Mark beigetragen hatte, war verschwunden. Auf Beschluss des Vorstandes der Apos­telkirchgemeinde sei sie in eine »Abstell­kammer« gebracht worden.

Mit Sicherheit ist anzunehmen, dass dies auf Betreiben des auf der Trachauer Burgsdorff­straße wohnenden Kunst­malers Willy Waldapfel (1883–1965) geschah. Genannter war nicht nur Frakti­ons­sprecher der NSDAP im Dresdner Stadtrat und Haupt­ver­ant­wort­licher der Ausstellung »Entartete Kunst« 1933 im Lichthof des Rathauses, sondern er war auch Vorstands­mit­glied der Apostel­kirch­ge­meinde. »Aus gutem Grunde« hatte er im Mai 1945 seine Geburts­stadt Dresden in Richtung Hessen verlassen.

Der Bildhauer Arthur Lange, von dem nicht alle seiner Arbeiten erfasst und erhalten geblieben sind, verstarb am 11. Juni 1929 im Alter von 54 Jahren in Dresden. Beigesetzt wurde er auf dem Johan­nis­friedhof in Meißen.

Klaus Brendler

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