Die Geibelstraße in Kaditz

Straßennamen im Dresdner Nordwesten

Veröffentlicht am Dienstag, 13. Juni 2017

Die Geibelstraße in Dresden-Mickten ist nach dem in Lübeck geborenen Dichter und Literaten Franz Emanuel Geibel benannt, der später als Professor für Literatur in München tätig wurde. Er verfasste das Gedicht »Deutschlands Beruf«, das mit den Versen endet: »Und es mag am deutschen Wesen / einmal noch die Welt genesen.«

Die Geibelstraße und ihr Namenspatron, Franz Emanuel Geibel. Foto: Archiv Brendler

Die Geibelstraße und ihr Namenspatron, Franz Emanuel Geibel.

Foto: Archiv Brendler

Während in Mickten einige Straßen die Namen von Musikern, in Übigau von bildenden Künstlern und in Trachau von Natur­wis­sen­schaftlern tragen, sind es Dichter, nach denen eine Reihe Kaditzer Straßen benannt sind.

Zwischen der heutigen Ampel­kreuzung Rankestraße/Peschelstraße und der Stadt­grenze zu Radebeul entstanden im ersten Viertel des letzten Jahrhun­derts auf ehema­liger Kaditzer Flur zwei Wohnan­lagen.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges (1914–1918) wurde an der Ranke­straße mit dem Bau einer kleinen nach ihren späteren Besitzern »Sluka-Gruppe« genannten Anlage begonnen, deren fünf Wohnhäuser in den 1990er Jahren „rundum“ saniert wurden. Eine zweite, von der Geibel-, Dunger- und Bobestraße umschlossene Anlage, entstand zwischen 1913 und 1926. Während Dr. Hermann Dunger (1843–1912) und Hermann Bobe (1860–1925) keine Literaten waren, verdankt die nur kurze, 1904 benannte Geibel­straße ihren Namen dem am 17. Oktober 1815 in Lübeck geborenen Dichter Franz Emanuel Geibel.

Aus einer Pfarrers­fa­milie stammend, hatte er Theologie und Philo­sophie studiert und war später als Professor für Literatur in München tätig. »Ein großes Anliegen Geibels war die deutsche Einigung unter Führung Preußens. Diese Idee spielte in vielen seiner Gedichte eine Rolle. Beson­deren Einfluss hatte das 1861 verfasste Gedicht ›Deutsch­lands Beruf‹, das mit den Versen endet: ‚Und es mag am deutschen Wesen / einmal noch die Welt genesen.‹ Dieser Schluss­ge­danke, bei Geibel noch als Wunsch formu­liert, wurde in der Folgezeit in verhäng­nis­voller Weise und bis in den Natio­nal­so­zia­lismus hinein als Schlagwort genutzt.« (Academic-Universal-Lexikon, 2000–2016)

Während Emanuel Geibels national gefärbte Lyrik schnell vergessen wurde, ist eine Reihe von Gedichten noch heute bekannt. Sein Erfolg begründete sich in erster Linie in volks­tüm­lichen Liedern wie z. B. »Der Mai ist gekommen« oder »Wer recht in Freuden wandern will«. Bleibenden Wert haben auch Geibels Überset­zungen franzö­si­scher, spani­scher, griechi­scher und latei­ni­scher Lyrik. Er starb am 6. April 1884 in Lübeck. Die Gesamt­ausgabe seiner Werke erschien 1883 in acht Bänden.

Klaus Brendler

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