Vor 75 Jahren fand die Wannsee-Konferenz statt

"Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz…"

Veröffentlicht am Montag, 16. Januar 2017

Auf der Wannsee-Konferenz beschloss die systematische Vernichtung der europäischen Juden. Klaus Brendler schaut auf die geheime Sitzung, die vor 75 Jahre stattfand, zurück.

Am 20. Januar jährt sich zum 75. Male der Tag, an dem die organi­sa­to­rische Durch­führung zur Depor­tation und Ermordung der europäi­schen Juden beschlossen wurde.

1942 hatten sich 15 hohe Partei- und SS-Funktionäre sowie Vertreter verschie­dener Minis­terien in der Berliner Villa »Am Großen Wannsee« getroffen. Thema der geheimen, in die europäische Geschichte als »Wannsee-Konferenz« einge­gan­genen Sitzung, war die organi­sa­to­rische Durch­führung des Beschlusses, die europäi­schen Juden in den Osten zu depor­tieren und zu ermorden.
Die Sitzung fand unter Vorsitz des Chefs des Reichs­si­cher­heits­hauptamts Reinhard Heydrich (1904–1942) statt, der am 31. Juli 1941 von Reichs­mar­schall Hermann Göring (1893–1946) mit der »Endlösung der Juden­frage« beauf­tragt worden war und zu dieser Konferenz einge­laden hatte. Neben Heydrich nahmen unter anderen auch Adolf Eichmann (1906–1962), zuständig für die zentrale Organi­sation der Depor­ta­tionen, sowie der Staats­se­kretär im Reichs­jus­tiz­mi­nis­terium Roland Freisler (1893–1945), der spätere Präsident des Volks­ge­richtshofs, teil. Das Protokoll der »Wannsee-Konferenz« ist erhalten geblieben und dokumen­tiert wesent­liche Ziele und Ergeb­nisse der Bespre­chung. Die Teilnehmer wurden über den geplanten Genozid an den Juden infor­miert, wobei die gesamte Abwicklung der Schutz­staffel (SS) übertragen wurde. Einig war man sich auch über die Zahl der poten­zi­ellen Opfer: Elf Millionen Juden sollten der »Endlösung« zugeführt werden, wie es im Sprach­ge­brauch des NS-Regimes hieß.

Mit den Beschlüssen der »Wannsee-Konferenz« wurde die Ermordung der europäi­schen Juden syste­ma­tisch koordi­niert und durch­ge­führt. In Ghettos und Konzen­tra­ti­ons­lager nach Polen depor­tiert, fanden bis zum Ende des Krieges durch »natür­liche Vermin­derung« infolge von Zwangs­arbeit sowie in eigens dafür geschaf­fenen Lagern insgesamt über sechs Millionen Juden den Tod.

In diesem Zusam­menhang sei daran erinnert, dass am 10. November 1942 zwischen Vertretern der Zeiss Ikon AG, des Goehle-Werkes Dresden-Pieschen, der Gestapo und der Kreis­leitung der NSDAP die Einrichtung eines Lagers zur Konzen­tration der Dresdner Juden besprochen und ein solches zwei Wochen später in einer Sandgrube an der Radeburger Straße eröffnet wurde.

Am Abend des 2. März 1943 erfolgte dessen Räumung. Alle Insassen wurden auf Lastautos zum Güter­bahnhof Dresden-Neustadt und von dort in das Konzen­tra­ti­ons­lager Auschwitz-Birkenau verbracht. An das »Juden­lager Heller­berge« erinnern die im Jahre 2002 an der Radeburger Straße (DVB-Halte­stelle St. Pauli-Friedhof) angebrachten Gedenk­tafeln.

Klaus Brendler

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