Grabstätten auf dem Dresdner Heidefriedhof

Otto Buchwitz – Arbeiterfunktionär und Widerstandskämpfer

Veröffentlicht am Donnerstag, 22. April 2021

Otto Buchwitz war ein deutscher Arbeiterfunktionär und Widerstandskämpfer. Geboren wurde er 1879 im damaligen Breslau.

Grabstätte von Otto Buchwitz auf dem Heidefriedhof. Foto: Brendler

Grabstätte von Otto Buchwitz auf dem Heidefriedhof

Foto: Brendler

Mit einer Fläche von 54 Hektar ist der von 1934 bis 1936 angelegte Heide­friedhof an der Moritz­burger Landstraße die größte Begräb­nis­stätte Dresdens. Auf ihm befinden sich neben vielen anderen Grabstätten auch die von Rudolf Fried­richs (1892–1947), Max Seydewitz (1892–1987), Karl Friedemann (1906–2000), Walter Weidauer (1899–1986) und Otto Buchwitz (1879–1964), allesamt Ehren­bürger der Stadt Dresden.

Das Leben von Otto Buchwitz beschreibt und würdigt die 1976 vom Museum für Geschichte der Stadt Dresden verfasste Schrift »Biogra­phische Notizen zu Dresdner Straßen und Plätzen, die an Persön­lich­keiten aus der Arbei­ter­be­wegung, dem antifa­schis­ti­schen Wider­stands­kampf und an den sozia­lis­ti­schen Neuaufbau erinnern«. Dort heißt es u. a.: »Als Sohn eines in der Sozial­de­mo­kratie organi­sierten Schlossers am 27. April 1879 in Breslau (heute Wroclaw/Polen) geboren, besuchte er die Volks­schule und erlernte den Beruf eines Metall­drü­ckers. 1896 wurde er Mitglied des Metall­ar­bei­ter­ver­bandes, 1898 Sozial­de­mokrat.« Im Laufe seines fünfund­achtzig Jahre währenden Lebens war er Soldat im Ersten Weltkrieg, danach Gewerk­schafts­funk­tionär im Chemnitzer Umland, stell­ver­tre­tender Landrat für den Kreis Görlitz, Sekretär der SPD des Bezirks­ver­bandes Nieder­schlesien, von 1921 bis 1924 Abgeord­neter der SPD im Preußi­schen Landtag und ab 1924 Vertreter des Wahlkreises Liegnitz (heute Legnica/Polen) im Deutschen Reichstag.

Nach Annahme des faschis­ti­schen Ermäch­ti­gungs­ge­setzes im März 1933 – Otto Buchwitz stimmte mit den anderen SPD-Reichs­tags­ab­ge­ord­neten dagegen – musste er emigrieren. Asyl fand er in Dänemark. Als am 9. April 1940 die deutsche Wehrmacht auch Dänemark überfiel, wurde er eine Woche später verhaftet, nach Deutschland ausge­liefert und vom »Volks­ge­richtshof« zu acht Jahren Zuchthaus verur­teilt. Das Ende des Zweiten Weltkrieges (1939–1945) erlebte Otto Buchwitz im Zuchthaus Brandenburg.

In Dresden, wo seine Familie Unter­kunft gefunden hatte, war er Landes­vor­sit­zender der SPD, »… befür­wortete die Verschmelzung der SPD mit der KPD […] und gehörte von 1946 bis zu seiner Auflösung 1952 dem Sächsi­schen Landtag an.«

Otto Buchwitz war Mitglied der Volks­kammer der DDR und ab 1950 deren Alters­prä­sident. Im Jahre 1957 zum Ehren­se­nator der Techni­schen Hochschule Dresden ernannt, verlieh ihm die Stadt Dresden am 27. April 1963 die Ehren­bür­ger­schaft.

Der für seine Verdienste u. a. mit dem Karl-Marx-Orden (1953), dem Vater­län­di­schen Verdienst­orden (1955) und dem Lenin-Friedens­preis (1959) ausge­zeichnete Otto Buchwitz starb am 9. Juli 1964 in Dresden. Seine Biographie hatte er schon 1949 unter dem Titel »Fünfzig Jahre Funktionär der deutschen Arbei­ter­be­wegung« veröf­fent­licht.

Anmerkung: In der DDR trugen viele Straßen, Schulen und andere öffent­liche Einrich­tungen seinen Namen. Nach der Verei­nigung beider deutscher Staaten wurden diese meist um- oder wieder rückbe­nannt. In Dresden hatte zum Beispiel die Königs­brücker Straße am 5. August 1964 den Namen Otto-Buchwitz-Straße erhalten. Ihre Rückbe­nennung erfolgte am 18. November 1991.

Klaus Brendler

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