Die Wöhlerstraße in Trachau

Straßennamen im Dresdner Nordwesten

Veröffentlicht am Dienstag, 15. Oktober 2019

Im Jahr 1904 erhielt die frühere Gohliser Straße in Trachau den Namen Friedrich Wöhlers. Friedrich Wöhler war es als Erstem gelungen organischen Harnstoff aus anorganischen Ammoniumzyanat herzustellen

Wohnhäuser und parkende Autos prägen heute das Bild der Wöhlerstraße. Foto: Brendler

Wohnhäuser und parkende Autos prägen heute das Bild der Wöhlerstraße.

Foto: Brendler

Am 11. November 1903 veröf­fent­lichte das »Dresdner Ortsge­setz­blatt« eine Bekannt­ma­chung zur Neube­nennung von Straßen und Plätzen in den einge­mein­deten Vororten Kaditz, Übigau, Mickten und Trachau – wirksam ab 1. Januar 1904.

Das Verzeichnis für die nunmehrige Vorstadt Trachau umfasste 17 Straßen. So erhielt die 1899 benannte Gohliser Straße den Namen des Chemikers Friedrich Wöhler. Sie verbindet die Roßmäß­ler­straße mit der im Jahre 2000 von der MÜBAU Dresden fertig­ge­stellten Wohnsiedlung rechts­seitig der Bunsen­straße.

Der am 31. Juli 1800 in Eschersheim bei Frankfurt am Main geborene Friedrich Wöhler stellte 1828 als Erster überhaupt organi­schen Harnstoff aus anorga­ni­schen Ammoni­um­zyanat her.

»Lieber Herr Professor! Ich kann, so zu sagen, mein chemi­sches Wasser nicht halten und muss Ihnen mitteilen, dass ich Harnstoff machen kann, ohne dazu Nieren oder ein Lebewesen, sey es Mensch oder Hund, nöthig zu haben.« So schrieb der junge Wöhler am 22. Fe­bruar 1828 in einem Brief an den schwe­di­schen Chemiker Jöns Jacob Berzelius (1779–1848). Und der »liebe Herr Professor« antwortete postwendend: »…und wahrlich, Hr. Doktor, sie haben wirklich die Kunst erfunden, ihrem Lebensweg die Richtung zu einem unsterb­lichen Namen zu geben.« Bereits zum zweiten Male war es Friedrich Wöhler als erstem Wissen­schaftler gelungen, einen organi­schen Stoff aus anorga­ni­schem Material herzu­stellen. Schon 1825 hatte er es vermocht, die organische Verbindung Oxalsäure aus anorga­ni­schen Stoffen zu synthe­ti­sieren.

Damit und mit der von ihm entwi­ckelten Harnstoff­syn­these wurde erstmals bewiesen, dass es möglich ist, im chemi­schen Labora­torium Stoffe aufzu­bauen, die, wie man damals glaubte, nur im lebenden Organismus geschaffen werden können. Seine Entde­ckung war eine wissen­schaft­liche Sensation von Weltrang mit großer Bedeutung.

Friedrich Wöhler, seit 1836 Professor der Chemie in Göttingen, erhielt im hohen Alter eine Reihe von Ehrungen. Unter anderen ernannte Napoleon III. ihn zum Ritter der Ehren­legion. Am 23. August 1882 verstarb Friedrich Wöhler in Göttingen, hier befindet sich auch seine letzte Ruhestatt.

Klaus Brendler

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