Rezension: Ein Sommernachtstraum
Sommertheater im Altroßthaler Park frei nach Shakespeare
Veröffentlicht am Samstag, 26. August 2017
Das Sommertheater im Altroßthaler Park ging unlängst mit dem »Sommernachtstraum« in eine neue Runde. Das Publikum war begeistert.
Altroßthal. Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich liebe Sommertheater! In einer lauen Sommernacht, bei entsprechender Kulisse, wird auch aus Altbekanntem wie durch Zauberhand etwas völlig Neues.
Schüler, Ehemalige und Freunde des Beruflichen Schulzentrums für Agrarwirtschaft und Ernährung Dresden Altroßthal führen seit 2009 im, dem Schulgelände zugehörigen, Schlosspark kurz vor den Sommerferien ein Theaterstück auf. In diesem Jahr „Ein Sommernachtstraum“, frei nach William Shakespeare.
Die Geschichte ist schnell erzählt: In Athen steht die Hochzeit des Herrscherpaares, Thesus und Egeus, kurz bevor, als ein Vater Klage gegen seine Tochter Hermia führt, da sie ihm den Gehorsam verweigere, nämlich, den von ihm auserwählten Demetrius zu ehelichen. Hermia hat sich stattdessen in Lysander verliebt, ihre beste Freundin Helena dagegen unsterblich in Demetrius. Um dem grausamen Gesetz Athens zu entrinnen, wollen Hermia und Lysander fliehen. Hermia vertraut sich der Freundin an, welche den Plan an Demetrius verrät in der Hoffnung, er möge sich wieder ihr zuwenden. Demetrius verfolgt die Liebenden, wiederum verfolgt von der liebeskranken Helena.
Auf der Flucht durchqueren die Paare den Zauberwald und geraten in einen handfesten Sorgerechts- und Ehestreit des Elfenkönigs Oberon und seiner Königin Titania beide begleitet von ihrem Hofstaat. Der Elfenkönig beauftragt den zu jedem Schabernack bereiten Puck, ihm einen Blume zu besorgen, deren Saft einen Liebeszauber bewirkt; einerseits, um sich an seiner Königin zu rächen, andererseits soll Puck den Zauber auch bei Demetrius anwenden, auf das dieser sich Helena zuwenden möge.
Dann kommt es, wie es kommen muss: Alles gerät außer Kontrolle:
Puck verwandelt aus Übermut –und weil es seinem Naturell entspricht – einen im Wald herumspazierenden Künstler in einen Esel, in den sich Titania verliebt. Durch eine Verwechslung sind nunmehr sowohl Demetrius als auch Lysander in Helena verliebt. Wie im richtigen Leben verstehen daraufhin die Mädchen die Jungs nicht mehr und irgendwie geht alles den Bach runter. Bis sich durch Elfenzauber alles auflöst und jeder bekommt, wen er will und alle bis an ihr Lebensende glücklich und zufrieden sind. Außer Hermias Vater, der sich nun mit einem neuen Schwiegersohn arrangieren muss.
Die Kulisse passt perfekt, nicht nur auf der Bühne, auch in den Bäumen und Sträuchern des Schlossparks Altroßthal wohnen die Zauberwesen. Bohnenblüte, Spinnweb, Motte, Elfe hüpfen, tanzen, klettern barfuß in fantasievollen Kostümen durch die Szenen und die Nacht und begeistern einfach. Unbändige Spielfreude zeichnet die jungen Darsteller aus.
Der Charakter jeder einzelnen Figur ist fein herausgearbeitet. Urkomisch und zugleich hoheitsvoll ein sächselnder Oberon, wenn das kein toller Einfall der Regie war, so ist es wohl Magie. Freyja Herold verkörpert die Helena, zwischen Verzweiflung, Hoffnung und Wut ein kraftvolles Spiel, das man dieser zarten Person so gar nicht zugetraut hätte. Am Ziel ihrer Wünsche ergreift sie durch einen kühnen Sprung auf Demetrius Rücken vollständig Besitz von ihm. Auf den jungen Mann kommt wohl noch einiges zu. Wirklich herausragend ist Masha Prescianschi als Puck. Sie lebt die Rolle, alles ist absolut stimmig: Bewegung, Gestik, Kostüm. Masha sprüht vor Energie und ist zu jeder Schelmerei bereit, was für ein Genuss!
Gegründet wurde die Theatergruppe 2008 von Burghard Friedrich, damals noch Schüler des Berufschulzentrums. In diesem Jahr übernahm die Theaterpädagogin Ute Gebhardt die Leitung und führte Regie. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ein rundum gelungener Abend!
Bisher kamen im Park Altroßthal neun unterschiedliche Stücke zur Aufführung. 2016 begeisterte mich „Das Gespenst von Canterville“ nach Oscar Wilde, was wird es wohl das nächste Mal sein?
Habe ich Sie neugierig gemacht, dann besuchen Sie doch im nächsten Jahr das Sommertheater im Schlosspark und lassen Sie sich verzaubern! Sie erreichen das Berufsschulzentrum mit dem Bus Linie 90, Haltestelle Neunimptscher Straße. Die Eintrittspreise sind moderat – das Vergnügen grenzenlos.