Geschichte unter dem Parkplatz

Veröffentlicht am Mittwoch, 22. Juli 2020

Unter dem Parkplatz am Ferdinandplatz schlummerten über sieben Jahrzehnte die Ruinenreste der Bombennächte des Februar 1945. Archäologische Ausgrabungen, veranlasst durch Tiefbauarbeiten für das neue Verwaltungszentrum der Stadt, legen die dort befindlichen historischen Grundmauern des alten Dresdens derzeit für die wissenschaftliche Forschung frei.

Derzeitige archäologische Grabungen infolge der Tiefbauarbeiten am Ferdinandplatz legen die baulichen Reste des innerstädtischen Lebens vor der Bombardierung im Februar 1945 frei. Foto: Steffen Dietrich

Derzeitige archäologische Grabungen infolge der Tiefbauarbeiten am Ferdinandplatz legen die baulichen Reste des innerstädtischen Lebens vor der Bombardierung im Februar 1945 frei.

Foto: Steffen Dietrich

Die Tiefbau­ar­beiten und die archäo­lo­gi­schen Grabungen auf dem Ferdi­nand­platz wurden nach einer mehrwö­chigen Pause im Juni fortge­setzt. Noch bis voraus­sichtlich Dezember 2020 unter­sucht das Landesamt für Archäo­logie die ehemals als Parkplatz genutzte, rund ein Hektar große Fläche am Ferdi­nand­platz. Die archäo­lo­gi­schen Grabungen wurden notwendig, weil auf dem Areal ein neues Verwal­tungs­zentrum entstehen soll. Die Funde werden dokumen­tiert und Artefakte in das Landesamt für Archäo­logie nach ­Klotzsche gebracht und für eine spätere wissen­schaft­liche Forschung erschlossen. Eine Schau­tafel infor­miert am Standort über die Grabungen.

Das derzeit zu erfor­schende Areal befand sich ursprünglich außerhalb des histo­ri­schen Stadt­kerns. Der heutige Dr.-Külz-Ring und die Waisen­haus­straße entspricht ungefähr dem Verlauf der alten Stadt­be­fes­tigung mit Graben­anlage. Mit Beginn des 18. Jahrhun­derts erfolgte eine durch­gängige Bebauung mit weiterer Verdichtung im 19. Jahrhundert mit Hinter­hof­be­bauung. Mit der Bombar­dierung Dresdens im Februar 1945 wurden alle Gebäude zerstört. Das Grabungs­areal liegt westlich des in der Mitte des 19. Jahrhun­derts verfüllten »Jüden­teiches«. Forscher vermuten in der Nähe dieses Teiches einen jüdischen Friedhof.

Weitere Tiefbauarbeiten

Die Tiefbau­ar­beiten am Ferdi­nand­platz finden in einem Gebiet statt, in welchem Kampf­mittel aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden könnten. Im Zuge der allge­meinen Corona-Lage waren Schacht- und Tiefbau­ar­beiten zeitweise ausge­setzt, um bei einem möglichen Bombenfund die Lage durch die Evaku­ierung vieler Menschen nicht noch zu verschärfen. Die allge­meinen Hygie­ne­regeln gelten auch bei Evaku­ie­rungen.

Bis zum Jahr 2025 soll das Neue Verwal­tungs­zentrum entstehen. Die Aushub­ar­beiten werden von einer visuellen Kampf­mit­tel­be­ob­achtung begleitet. Das bedeutet, es steht jemand neben der Bagger­schaufel und beobachtet den Bauaushub.

Steffen Dietrich

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