Plauener Schokolade von der Würzburger Straße
Auf der Würzburger Straße stand eine Schokoladenfabrik
Veröffentlicht am Mittwoch, 15. Mai 2013
Interessantes und vielleicht neues zur Schokolade in Dresden. Denn in Dresden und im Umland gab es bis zu 30 Schokoladenhersteller.
Plauen/Löbtau. Der König der Azteken Montezuma soll am Tag 40 Tassen Kakao getrunken haben. Angeblich als potenzsteigerndes Mittel. Lange Zeit war der Kakao ein Getränk für Schöne und Reiche. In Italien trank man ihn mit Jasmin, Zitrone und Vanille. Und Dresden war im 19. Jahrhundert die Hochburg der Schokoladenindustrie. Die Geschichte des Kakaos ist lang und wechselvoll: Dies und mehr erfuhren die Gäste am 16. April im Bürgerbüro der SPD auf der Rudolf-Renner-Straße. Dr. Jürgen Clauss, der Erfinder des beliebten Speisequarks »Leckermäulchen«, berichtete anekdotenreich von der braunen Bohne.
»In Dresden und Umkreis gab es bis zu 30 Schokoladenhersteller«, so Clauss. Im Jahr 1834 fielen die Binnenzölle in Sachsen, Handel und Industrie kamen in Gang. Noch heute erinnern zwei gekreuzte kursächsische Schwerter, an einem Gebäude auf der Würzburger Straße, an eine ehemalige Schokoladenfabrik.
1888 gründeten Oswald Riedel und Johannes Engelmann die »Schwerter-Schokoladen-Fabrik«. Sie belieferten unter anderem das Sächsische Königshaus und wurden für ihre hervorragende Schokoladenherstellung mit den Kursächsischen Schwertern ausgezeichnet. Die erste Milchschokolade soll es ebenfalls in Dresden gegeben haben.
Bisher wollte man diese Erfindung im Jahr 1875 den Schweizer Chocolatiers überlassen. Heute weiß man, dass das Dresdner Schokoladenunternehmen »Jordan & Timaeus« bereits 30 Jahre
zuvor solch ein Produkt beworben hat. Dass die Milchschokolade allerdings aus Eselmilch hergestellt wurde, ist bis heute ein hartnäckiges, aber nicht bestätigtes Gerücht, so Clauss.
Die Azteken tranken nicht nur viel von ihrer »Chocolade«, sondern fügten auch Kräuter und Gewürze zu. Das schien der Verbreitung in Europa nicht zuträglich und man sagte sich: »Erst mit Zucker im Bund ist die Sache rund.«
Auch bei uns variierten die Grundzutaten von Zeit zu Zeit. »Die Unterschiede zwischen Ost- und Westschokolade waren erheblich«, so ein Zeitzeuge. Das lag zum einen an der DDR-Technologie und an einem Mangel an Kakao und Kakaobutter nach dem Krieg. Erst ab 1958 habe es wieder mehr Kakao gegeben. Bis dahin musste man auf Ersatzprodukte wie Kakaoschalen zurückgreifen. Von seiner Schokoladenseite zeigte sich Dresden vor allem Ende des 19. Jahrhunderts: 550 Tonnen Schokolade pro Jahr produzierten die hier ansässigen Unternehmen. Das waren stolze 30 Prozent der deutschen Gesamtproduktion.