Kunst & Kantine

Kunsthaus Dresden und OSTRALE Biennale nutzen Robotron-Pavillon

Veröffentlicht am Freitag, 20. November 2020

Das bekannte Gebäude, die Robotron-Kantine in der Dresdner Innenstadt, wird für zeitgenössische Kunst genutzt. Den Anfang macht der Künstler André Tempel, der gestern die Kantine in farbige Folien hüllte.

Künstler André Tempel Robotron-Pavillon Dresden

Mit farbigen Folien setzt der Künstler André Tempel neue Akzente.

Foto: Pohl

Zwischen den Treppen­stufen wuchert Gras, das Dach ist undicht, Fenster sind einge­schlagen und Graffiti verun­stalten die Fassade – die Robotron-Kantine am Blüherpark wird immer unansehn­licher. Dabei sollte sie bei der Bewerbung Dresdens zur Kultur­haupt­stadt Europas eine glanz­volle Rolle spielen. Die Bewerbung schlug fehl, ist damit auch das Ende der Robotron-Kantine besiegelt? Um den Erhalt des Gebäudes, das als Vertreter der markanten Pavil­lon­ar­chi­tektur der Ostmo­derne gilt, hat ein zähes Ringen einge­setzt. Ab Dezember wird ein neues Kapitel aufge­schlagen. Das Gebäude soll temporär für zeitge­nös­sische Kunst genutzt werden. Damit will man nicht nur dem fortschrei­tenden Vanda­lismus begegnen, sondern auch ein ermuti­gendes Zeichen in Pandemie-Zeiten setzen. Vier Künst­le­rinnen und Künstler werden bis März 2021 im Rahmen des inter­na­tio­nalen Projektes »Prelude Nord Ost Süd West« ihre Ideen an der Außen­fassade verwirk­lichen. Den Anfang macht André Tempel, der am 19. November 2020 begann, der Kantine mit farbigen Folien eine neue Hülle zu verpassen. Die in Dresden lebenden Künstler Henning Haupt, Stephanie Lüning und Ina Weise betei­ligen sich ebenfalls an dem Projekt. Deren Kunst­werke im öffent­lichen Raum sind für jedermann sichtbar, Infor­ma­ti­ons­tafeln werden über das Vorhaben aufklären.

Hinter der Aktion stehen das Kunsthaus Dresden und die OSTRALE Biennale, die von weiteren Partnern unter­stützt werden. Geht es zunächst um die Außen­wirkung, soll künftig zeitweise auch in den Innen­räumen zeitge­nös­sische Kunst gezeigt werden. Die Vorbe­rei­tungen dafür laufen, notwendig ist eine Bauge­neh­migung und die Sicherung der Räume. Denn auch innen hat das Gebäude stark unter dem langen Leerstand gelitten. Alles, was von Wert war, ist längst raus, bedauerte Chris­tiane Mennicke-Schwarz, Leiterin des Kunst­hauses. Auf eine baupo­li­zei­liche Geneh­migung wartet auch Andrea Hilger, Direk­torin des OSTRALE Zentrums für zeitge­nös­sische Kunst. Denn sie hofft, dass hier die OSTRALE Biennale vom 1. Juli bis 3. Oktober 2021 statt­finden kann. Dann wäre erstmals der Hauptort der inter­na­tio­nalen Ausstellung mitten im Stadt­zentrum. »Und wir könnten dafür auch ein spannendes archi­tek­to­ni­sches Zeichen der Ostmo­derne nutzen.« Geplant ist, dass die OSTRALE erneut an mehreren Orten in Dresden einlädt. Das Kunst­er­eignis versteht sich als gesell­schafts­kri­ti­sches »Schau­fenster Ost«.

Dass die Robotron-Kantine überhaupt genutzt werden kann, ist dem Eigen­tümer GERCHGROUP zu verdanken.

Christine Pohl

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