Konrad Hahnewald – erster Leiter der Jugendburg Hohnstein
Grabstätten auf dem Dresdner Heidefriedhof
Veröffentlicht am Montag, 23. März 2020
Man nannte ihn den »roten Burgwart«. Vor 58 Jahren verstarb Konrad Hahnewald, der erste Leiter der Jugendburg Hohnstein.
Mit einer Fläche von fast 54 Hektar ist der von 1934 bis 1936 angelegte Friedhof an der Moritzburger Landstraße die größte Begräbnisstätte Dresdens. Auf ihr befinden sich neben anderen auch die Gräber heute fast vergessener Persönlichkeiten.
Zu diesen gehört der bis zu seinem Tode in Dresden-Trachenberge wohnhafte und als „roter Burgwart“ in die Geschichte der unmittelbar am Nationalpark Sächsische Schweiz gelegenen Burg Hohnstein eingegangene Konrad Hahnewald.
Seine Urne befindet sich im 1964/65 geschaffenen Ehrenhain des Heidefriedhofs, wo auf Stelen die Namen und Lebensdaten Hunderter Gegner des Nationalsozialismus aus Dresden verzeichnet sind. Hier ruhen sowohl die Urnen derer, die in der Zeit von 1933 bis 1945 ermordet wurden, als auch die der nach 1945 verstorbenen Verfolgten des Naziregimes.
Konrad Hahnewald wurde am 1. Januar 1888 als viertes von dreizehn Kindern in Wilschdorf bei Dresden geboren. Der gelernte Schmied, wie viele andere jungen Männer Teilnehmer des Ersten Weltkrieges, wurde 1919 vom Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund zum Jugend- und Bildungssekretär gewählt.
Auf Beschluss des Sächsischen Landtages vom September 1924 wurde die bisher als Gefängnis genutzte Burg Hohnstein dem Reichsverband Deutscher Jugendherbergen zur Verfügung gestellt. Im April 1926 eröffnet, war die „Jugendburg Hohnstein“ mit 1.000 Übernachtungsplätzen die zu dieser Zeit größte Jugendherberge in Deutschland. Die Leitung wurde Konrad Hahnewald übertragen. Am 8. März 1933, wenige Tage nach dem Reichstagsbrand, besetzten Kommandos der Pirnaer SA-Standarte 177 die Jugendburg und richteten in ihr ein provisorisches Konzentrationslager ein. Bereits Ende März 1933 wurden hier 430 Männer und Frauen gefangengehalten. Bis zur Auflösung des Lagers im August 1934 waren es insgesamt 5.600 Gefangene. Vermutlich 140 von ihnen kamen durch die Misshandlungen oder Selbstmord zu Tode.
„Der erste Schutzhäftling war der Sozialdemokrat und Herbergsleiter Konrad Hahnewald. Bei der Übernahme der Burg durch die SA verweigerte er das Hissen der Hakenkreuzfahne. Daraufhin wurde er von seinem Posten enthoben und festgenommen. Wenige Tage später kam er dann zur ‚Sonderbehandlung‘ ins Schutzhaftlager Königstein-Halbestadt.“ (Alternatives Kultur- und Bildungszentrum-Pirna)
Nach 1945 gehörte Konrad Hahnewald zu den „Aktivisten der ersten Stunde“. So erwarb er sich Verdienste bei der Einrichtung und als Verwaltungsleiter des Instituts für Lehrerbildung in Dresden-Wachwitz, als Lehrer und Schulleiter an der Gartenbauschule Pillnitz und anderem mehr. Konrad Hahnewald starb am 5. März 1962 nach langer Krankheit im Alter von 74 Jahren.
Rezeption
Im Mai 1984 hatte die 103. zehnklassige Polytechnische Oberschule auf der Hohnsteiner Straße in Dresden den Ehrennamen POS „Konrad Hahnewald“ erhalten. Drei Jahre später, im Oktober 1987, wurde dieser Name auch der Schule in Hohnstein verliehen. Seit 2001 hält letztgenannte Bildungseinrichtung das Leben und Wirken des ersten Herbergsleiters der „Jugendburg“ Hohnstein als „Konrad-Hahnewald-Grundschule“ in Ehren. Die Schule in Dresden ist heute ebenfalls eine Grundschule, heißt aber „Unterm Regenbogen“.