Was erwartet die Leubener Bürger 2014?

Im Interview: Jörg Lämmerhirt, Ortsamtsleiter von Leuben

Veröffentlicht am Freitag, 24. Januar 2014

Die »Leubener Zeitung« im Gespräch mit Ortsamtsleiter Jörg Lämmerhirt über die Themen der letzten zwölf Monate, aber auch über die ersten Pläne und Themen, die 2014 anstehen.

Herr Lämmerhirt, das Jahr mit der 13 hat uns in Atem gehalten, das lag vor allem an der Flut im Juni. Welche Auswirkungen hatte sie in den einzelnen Ortsteilen?

Der Ortsamts­be­reich war auch 2013 sehr stark von der Flut betroffen. Wieder gab es Insel­bil­dungen. Teile von Laubegast, Zschieren, Meußlitz und Klein­zschachwitz konnten nur unter schwie­rigen Umständen und nur unter Zuhil­fe­nahme von Technik erreicht werden. Da der Höchst­stand des Wassers 65 Zenti­meter niedriger war als 2002, waren zum Glück weniger Bürger betroffen. Aufgrund ihrer Erfah­rungen haben sie sehr gut reagiert und waren besser vorbe­reitet. Auch die Verwaltung hat aus den Erfah­rungen von 2002 die richtigen Schlüsse gezogen. Insgesamt 467.159 Euro an Sofort­hilfe wurden vom Ortsamt direkt an die Bürge­rinnen und Bürger ausge­zahlt. Außerdem beraten wir die Betrof­fenen bei der Stellung von Anträgen bei der Sächsi­schen-Aufbau-Bank (SAB) und bestä­tigen diese. Bis Ende dieses Jahres rechnen wir insgesamt mit über 500 Anträgen.

Das Ortsamt organi­sierte gemeinsam mit dem Amt für Stadtgrün und Abfall­wirt­schaft und der Stadt­rei­nigung Dresden GmbH schnell und unkom­pli­ziert die Müllent­sorgung nach der Flut. Dafür haben wir viel Lob erhalten. Bereits am Donnerstag, den 6. Juni, dem Tag des höchsten Pegel­standes, haben wir mit der Beräumung der Sandsäcke begonnen. Das Müllauf­kommen war wesentlich geringer als 2002.

Jetzt im Januar können die beiden vom Hochwasser betrof­fenen Kinder­tages­stätten auf der Donath­straße und der Strup­pener Straße wieder vollständig genutzt werden. Etwas länger dauert der Wieder­aufbau der Kita Jona der Johan­niter, weil dort die Schäden viel größer waren. Bei der 95. Grund­schule »Caroline Neuber« wird über einen Neubau der Turnhalle nachge­dacht, die besonders betroffen war.

Die größte Baumaß­nahme wird die Instand­setzung der Wehlener Straße, Alttol­kewitz, und der Öster­reicher Straße (bis zur Einmündung Leubener Straße) sein. Hier haben die umfang­reichen Planungen begonnen. Ein ebenso großes Vorhaben ist die Höher­legung der Berthold-Haupt-Straße im Bereich des Altel­barms. Hier beginnen die Planungen in Kürze.

Vor allem der bauliche Flutschutz wird in der nächsten Zeit ein Diskussionsthema bleiben…

Der bauliche Flutschutz wird von den Laube­gaster Bürge­rinnen und Bürgern nach dem Hochwasser 2013 diffe­ren­zierter betrachtet. Bevor ein baulicher Flutschutz aber umgesetzt werden kann, bedarf es, genau wie es das Ergebnis des Betei­li­gungs­pro­zesses vorsieht, einer erwei­terten Grund­la­gen­un­ter­su­chung. Es geht eben nicht nur darum, wie man sich vor dem Elb-Strom schützt. Vor allem das Grund­wasser ist ein Problem. Man darf durch einen baulichen Flutschutz auch niemand anderen gefährden. Ich gehe davon aus, dass die Grund­la­gen­er­mittlung demnächst beginnen kann.

Die Planungen für das Gebiet am Altelbarm (Tiroler Straße, Leubener Straße) sind so weit gediehen, dass ein Förder­mit­tel­antrag gestellt wurde und erste vorbe­rei­tende Arbeiten schon in diesem Jahr beginnen können.

Dabei sind ein Erdwall in freiem Gelände und ein mobiler Flutschutz auf der Leubener Straße vorge­sehen. Verzö­ge­rungen können hinsichtlich der Verfüg­barkeit der Grund­stücke auftreten, nicht alle gehören bisher der Landes­haupt­stadt.

Sind manche Bauvorhaben durch das Hochwasser vakant?

Grund­sätzlich sind alle Bau-Vorhaben im Überschwem­mungs­gebiet durch die Landes­haupt­stadt schon nach dem Hochwasser von 2002 geprüft worden. Mir ist kein Bauvor­haben bekannt, das durch das Hochwasser 2013 nicht verwirk­licht werden konnte und kann. Die Überschwem­mungs­flächen wurden schon 2002 festgelegt.

Das 100 Jahre alte Schulgebäude in Zschieren, Wilhelm-Weitling-Straße, war 2013 »Fluthilfezentrum«. Hier soll ein Kindergarten entstehen. Wann ist es soweit?

Die Baufrei­ma­chung und die Gebäu­de­ent­kernung haben im Dezember 2013 begonnen. In Kürze erwarten wir die endgültige Bauge­neh­migung. Ab Februar sollen Rohbau­ar­beiten starten. Die Inbetrieb­nahme der Kita ist für Dezember 2014 geplant. Insgesamt werden 110 Betreu­ungs­plätze geschaffen und rund 2,2 Millionen Euro inves­tiert.

Wie beurteilen Sie die Entwicklungen auf dem Gelände der Laubegaster Werft unter dem neuen Investor?

Ich habe mich mit dem Investor Saal bereits getroffen und habe sehr großes Vertrauen darin, dass er das Projekt stemmen kann und dass er die entspre­chenden Konzepte entwi­ckelt, um eine ganzjährige Auslastung der Werft zu ermög­lichen. Die Werft Laubegast ist ein sehr hoher Identi­fi­ka­ti­ons­faktor des Stadt­teils mit ihrem Betrieb, der seines­gleichen sucht. Dieser mittel­stän­dische Betrieb gehört durch seine Geschichte einfach zum Stadtteil. Die Fläche bietet ein großes Potential. Ich bin froh, dass der Schiffbau in Laubegast dadurch erhalten wird. Die Werft ist sehr wichtig für die Sächsische Dampf­schiff­fahrt und andere Schiffs­ei­gen­tümer, wie beispiels­weise DVB und Wasser­schutz­schutz­po­lizei.

Mit ihrem Umzug ins Zentrum sind die Tage für die Staatsoperette in Leuben gezählt. Gibt es schon Ideen, was aus dem Gebäude wird?

Ideen ja, aber noch keine Pläne für die Nachnutzung. Ich kann mir eine kultu­relle Nutzung sehr gut vorstellen, die aber im privat­wirt­schaft­lichen Bereich liegen sollte. Gut wäre, wenn die Tradition des Ballsaals wieder aufge­griffen wird. Das Tanzen erlebt in Dresden aktuell eine große Renais­sance, besonders für größere Veran­stal­tungen fehlen Räumlich­keiten.

Welche größeren Vorhaben spielen 2014 im Ortsamtsbereich eine Rolle?

In Laubegast wird weiter an der Sanierung des über 100 Jahre alten Altstädter Abwas­ser­kanals gearbeitet. Dieses Vorhaben wird Laubegast auch noch die nächsten drei Jahre beschäf­tigen.

Außerdem wird im September die dringend benötigte neue Kinder­tages­stätte in der Burgend­land­straße eröffnet. Der Rohbau ist bereits fertig. Inves­tiert werden cirka 2,3 Millionen Euro, 82 Krippen- und Kitaplätze werden geschaffen.

Welche Auswirkungen wird das Verkehrsentwicklungskonzept 2025+ auf den Ortsamtsbereich haben?

Das Verkehrs­ent­wick­lungs­konzept wurde umfang­reich im Ortsbeirat disku­tiert. Er forderte eine Überar­beitung des Konzeptes hinsichtlich der verkehrs­tech­ni­schen Erreich­barkeit der Stadt­teile bei Hochwasser. Hier sind die Aussagen derzeit ungenügend. Außerdem besteht Nachbes­se­rungs­bedarf hinsichtlich der Priori­täten bei P+R-Parkplätzen. Hier steht vor allem die Frage nach einer Neuge­staltung des Bahnhofs­vor­platzes Nieder­sedlitz im Focus.

(Für die »Leubener Zeitung« fragte Ronny Feigenspan.)

Ronny Feigenspan

Stichworte
Startseite »

Anzeige

Der SV SAXONIA Verlag feiert 25. Geburtstag