Saisonstart mit Hindernissen
Interview mit Frank Hoffmann, 1. Vorsitzender des Stadtverbandes Dresdner Gartenfreunde
Veröffentlicht am Donnerstag, 30. April 2020
Wie erleben die Kleingärtner den Saisonstart in Corona-Zeiten? Welche Auswirkungen haben Hochwasservorsorgemaßnahmen aufs Gartenland? Dazu äußert sich der Vorsitzende Frank Hoffmann.
Die Corona-Pandemie macht auch um die Kleingärtner keinen Bogen. Welche Schwierigkeiten waren beim Start in die Gartensaison zu meistern?
Das sind einerseits ganz praktische Dinge: Kleingärtner, die zur Corona-Risikogruppe gehören, bleiben zu Hause. Dadurch beginnen manche Arbeiten später oder das pünktliche Wasseranstellen in der ganzen Anlage verzögert sich – weil die über Winter geöffneten Wasserventile noch nicht geschlossen worden sind. Zum Wasseranstellen dürfen auch nur Teams mit maximal zwei Personen unterwegs sein. Wertstoffhöfe hatten mehrere Wochen geschlossen, der Einkauf von Erde, Mulch oder Pflanzen über Großmärkte war erschwert. Andererseits war der Einkauf in produzierenden Gärtnereien bisher noch möglich. Vielleicht entscheiden sich auch wieder mehr Kleingärtner, selbst Pflanzen anzuziehen.
Andererseits müssen Mitgliederversammlungen in den Kleingartenvereinen verschoben werden. Dadurch können Finanzbeschlüsse für Investitionen im laufenden Jahr nicht gefasst und Vorstandswahlen nicht durchgeführt werden. Ausnahmsweise dürfen Vorstände solange im Amt bleiben, bis eine Wahl wieder möglich ist. Gerade auf die Vorstände kommt eine große Verantwortung zu, weil sie die sich ändernden gesetzlichen Regeln kennen und durchsetzen müssen. So ist verboten, dass sich Gruppen „fremder“ Menschen auf engem Raum aufhalten. Das findet nicht immer Verständnis. Aber bei wiederkehrenden Verstößen ist zu befürchten, dass das Besuchen der Kleingärten für alle verboten werden könnte.
Die Stadt hat ein Konzept vorgelegt, das eine hochwasserangepasste Gestaltung des Altelbarms zwischen Zschieren und Tolkewitz vorsieht. Welche Auswirkungen hat das auf Kleingärten in diesem Gebiet?
Wir warten dringend darauf, dass das Konzept vom Stadtrat beschlossen wird. Er regelt den Umgang mit den Kleingärten in dem Gebiet und die Beantragung finanzieller Hilfen. Ziel ist, die kleingärtnerische Nutzung weitgehend zu erhalten und erforderliche Umgestaltungen finanziell und praktisch zu unterstützen. Im Vorfeld ist mit jedem einzelnen betroffenen Verein gesprochen worden. Parzellengenau ist bekannt, welcher Garten bleiben kann, welcher nicht. Ein Teil der Gärten kann gerettet werden, wenn störende Elemente wie Hecken oder Zäune beseitigt werden.
Fazit: Es müssen im Altelbarm weniger Gärten aufgegeben werden als befürchtet. Wer seinen Garten – der zu dicht im Abflussbereich liegt – bis 2025 freiwillig abgibt, erhält eine Entschädigung von 1.800 Euro, die Stadt übernimmt den Rückbau. Allerdings stärker als erwartet, trifft es Kleingartenanlagen entlang des Lockwitzbaches. Nach dem Hochwasser 2013 wurden z. B. bereits Parzellen in den Anlagen „Die Ufergärten“ und „Erlenheim“ aufgegeben. Aktuell scheint es, dass beide Anlagen vollständig zurückzubauen sind. Auch hier soll der Stadtratsbeschluss für Rechtssicherheit sorgen. Bis es soweit ist, sind wir auf der Suche nach geeignetem Ersatzland.
Wie schwierig ist ein Neustart?
So ein Stück Brachland nach eigenen Wünschen urbar zu machen, ist eine große Chance und macht Spaß, braucht aber auch Zeit und Kraft. Ist ein geeigneter Standort gefunden, geht die Stadt in Vorleistung. Altlasten werden beräumt, ein Zaun aufgestellt. Steine und Schutt werden beseitigt, Wege geebnet, Strom- und Wasserleitungen verlegt. Trotzdem fängt ein Pächter bei Null an – kein Obstbaum, kein Strauch, keine Möglichkeit, sein Werkzeug zu lagern. Hier wollen wir als Stadtverband Starthilfe geben und den Aufbau einer Laube unterstützen. Auf der Ersatzfläche in der Anlage „Blumenhain“ im Kleingartenpark Hansastraße in Pieschen hat es fast vier Jahre gedauert, bis 15 Parzellen genutzt wurden, auch in der Anlage „Aronia“ in Großzschachwitz sind noch mehrere Parzellen frei.
Im Zusammenhang mit dem Wissenschaftsstandort Ost werden Kleingärtenflächen vakant. Wo werden neue Standorte angeboten?
In diesem Gebiet werden die bisherigen Anlagen „Reichsbahn Dresden Süd“, „Friedland“, „Gartenfreunde Sommerland“ und „Reicker Straße 29“ zum Kleingartenpark Strehlen zusammengefasst. Voraussichtlich ab Mai können die ersten 23 Kleingärten an der Vogelsteinstraße vergeben werden. Die Parzellen sind unbebaut, Strom und Wasseranschlüsse sind vorhanden. Die Stadt errichtet hier auch einen Parkplatz. Eine weitere Ersatzfläche mit eigener Zufahrt wird in der Nähe vom Gartenbau Rülcker an der Reicker Straße entstehen. Kleingärtner, die jetzt noch in den Anlagen „Friedland“ oder „Gartenfreunde Sommerland“ ihren Garten aufgeben müssen, können hierher umsiedeln. Geplant ist, dass auf dem neuen Standort auch ein Vereinshaus gebaut wird.
Ich befürworte generell, dass bei größeren Wohnneubauvorhaben – z. B. bei den Hufewiesen in Trachau – öffentliches Grün mitgeplant wird. Das kann ein Park, ein Gemeinschaftsgarten oder eben auch eine Kleingartenanlage für die Anwohner sein.
In der Gartenanlage „Altdobritz“ hörte sich Oberbürgermeister Dirk Hilbert im Juni 2019 die Befürchtungen der Kleingärtner an, bis zu 50 Gärten durch das Projekt „Zukunft Stadtgrün“ mit der Offenlegung des Geberbachs zu verlieren. Ist eine Lösung in Sicht?
Betroffen sind von dem Projekt in dem Gebiet drei Gartenanlagen. Die Frage ist, wo genau soll der Geberbach verlaufen und wie können die Eingriffe in die Gärten minimiert werden? Landschaftsarchitekten sind aufgefordert, die effektivste Lösung dafür zu finden. Das Projekt „Zukunft Stadtgrün“ ist auf einen langen Zeitraum angelegt. Wir als Stadtverband sowie die Kleingartenvereine haben noch die Möglichkeit, eigene Vorstellungen einzubringen.
In Dresden sind Kleingärten sehr beliebt – wie stehen die Chancen, einen freien Garten zu erhalten?
Einfach mal spazieren gehen, sich wenn möglich in Vereinsschaukästen informieren und mit den Vorständen in Kontakt treten. Einen größeren und schnellen Überblick erhält man auf unserer Homepage www.dresdner-gartenfreunde.de, auf der wir freie Gärten im gesamten Stadtgebiet aufgelistet haben. Wer nicht auf eine bestimmte Anlage festgelegt ist, wird schneller fündig.
(Es fragte Christine Pohl.)